Psychoakustik ist der Schlüssel

Hörereignisse gehen unmittelbar mit Empfindungen einher. Das zeigt sich nicht nur daran, welche Emotionen Musik hervorzurufen im Stande ist: Lautes Vogelgezwitscher kann uns heiter stimmen, das leise Summen einer Mücke die ganze Nacht wachhalten. Wir interpretieren jedes auditive Signal im Kontext erfahrungsbasierter Vergleiche und im Abgleich mit anderen Sinneswahrnehmungen.

Akustische Pionierarbeit

Bereits während meiner Zeit am Institut für Elektrische Nachrichtentechnik der RWTH Aachen widmete ich mich Themen rund um das Hören mit wachsender Begeisterung, stellte Untersuchungen zum Kurzzeitgedächtnis des menschlichen Gehörs an und befasste mich mit der Bestimmung der Trommelfellimpedanz sowie der Beschreibung der Außenohrübertragungsfunktion.

Die Faszination für die Leistungsfähigkeit unseres Sinnesorgans "Gehör" hat mich nie mehr losgelassen: Pausenlos machen wir uns mit Hilfe unseres Gehörs ein höchst detailreiches Bild unserer akustischen Umgebung. Unsere auditive Wahrnehmung arbeitet sowohl selektiv als auch adaptiv, das ist eine der vielen Herausforderungen, vor der wir bei der Bewertung akustischer Botschaften stehen: Wer sich auf ein leises Geräusch fokussiert, blendet derweil andere – darunter auch lautere Geräusche – weitestgehend aus. Das allein erklärt, warum reine Pegeldruckmessungen, wie sie seinerzeit Standard waren und auch noch sind, dem menschlichen Hören in keiner Weise gerecht werden können.


Menschbezogene Messungen

Aus heutiger Sicht erscheint es selbstverständlich, dass der Bewertung von Sound Ereignissen eine möglichst exakte Nachbildung der Prozesse des menschlichen Hörens zugrunde liegen muss. Die Entwicklung des ersten Aachen HEAD, eines binauralen Aufnahme- und Messsystems, war die Konsequenz meiner intensiven Forschung und markierte den Beginn einer innovativen und wegweisenden Technologie und Philosophie: Die Einbeziehung des Gehörs in die messtechnische Analyse.

Eine unserer heutigen Kernkompetenzen ist die psychoakustische Beurteilung von Geräuschqualitäten. Wenn ich an unsere Anfänge bei HEAD acoustics zurückdenke, lag damals noch viel Grundlagen- und Forschungsarbeit vor uns. In den 1980er Jahren bedeutete Sound Quality noch in erster Linie Troubleshooting, und die Hauptaufgabe eines Akustikingenieurs war es, unangenehme Geräusche zu vermeiden oder zu reduzieren. Man musste die Ursachen störender Geräusche überhaupt erst einmal identifizieren, verstehen, warum sie als unangenehm empfunden werden, wie sie übertragen werden und wie sie sich verändern lassen.


Akustische Meilensteine

HEAD acoustics hat seitdem wahre Pionierarbeit geleistet – unsere Leistungen und Erfolge sind beachtlich: Angefangen bei der Optimierung unzähliger Produktgeräusche über die Qualitätssteigerung von Sprach- und Audio-Devices, bis hin zu Lärmschutz und Soundscape Projekten. Als Partner für Schall- und Schwingungsthemen haben wir die akustische Umwelt entscheidend mitgestaltet. Angesichts der weiteren Entwicklungen, der neuen Herausforderungen sowie getrieben von der Leidenschaft für alle Fragen rund um Akustik, bleiben wir unserer Innovationskraft und unserem Forschungsdrang verpflichtet.

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